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Mein name ist bach
12.12.2012, 01:16





Filmkritik:

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) wurde am 7. Mai 1747 von Friedrich dem Großen (1712/1740 – 1780) empfangen (Das musikalische Opfer). Von dieser Tatsache ausgehend, fabulieren Dominique de Rivaz, Jean-Luc Bourgeois und Leo Raat in "Mein Name ist Bach" über die näheren Umstände der Begegnung, wobei sie allerdings historische Fakten weitgehend ignorieren.

Dazu ein paar Beispiele: Der berühmte Komponist, der seit 1723 als Thomaskantor fungierte, kam nicht wegen einer Taufe nach Potsdam, sondern weil er aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit dem Leipziger Stadtrat hoffte, an den preußischen Königshof wechseln zu können. Bücher von Dieter Wunderlich Daraus wurde jedoch nichts, und er blieb bis zu seinem Lebensende Thomaskantor. Im Film bereitet Friedrich der Große den Umzug nach Sanssouci vor; tatsächlich war der Hof jedoch bereits eine Woche vor Bachs Besuch in das neue Schloss verlegt worden. Anna Amalie (1723 – 1787) war zu diesem Zeitpunkt nicht siebzehn, sondern bereits vierundzwanzig Jahre alt. Als Johann Sebastian Bach im Film nach einem kurzen Aufenthalt Potsdam 1747 verlässt, begegnet er an der Grenze einem senilen Greis, der Voltaire sein soll. In Wahrheit kam Voltaire (1694 – 1778) jedoch erst am 10. Juli 1750 nach Sanssouci. Das Kamel, auf dem Friedrich der Große mit Bach zusammen reitet, soll ein Geschenk der Zarin Katharina der Großen sein – die jedoch erst fünfzehn Jahre später, 1762, russische Zarin wurde. Statt eines Spießrutenlaufs inszeniert Dominique de Rivaz eine Auspeitschung durch königliche Soldaten, die im Kreis um den angebundenden Delinquenten herumgehen und nacheinander zuschlagen. (Beim Spießrutenlauf taumelte der Verurteilte durch ein Spalier von bis zu dreihundert Soldaten, die mit Haselruten auf seinen nackten Rücken einpeitschten. Nach mehreren Durchgängen hing dem Delinquenten die Haut in blutigen Fetzen vom Rücken. Brach er vorzeitig zusammen, wurde das Spießrutenlaufen am nächsten Tag fortgesetzt. Kaum jemand überlebte die Tortur.)

Die Schweizer Filmregisseurin Dominique de Rivaz (*1953) hat ihren Debütfilm "Mein Name ist Bach" offenbar nicht für den Geschichtsunterricht inszeniert, sondern es geht ihr um gestörte Vater-Sohn-Beziehungen. Wilhelm Friedemann (1710 – 1784) und Carl Philipp Emanuel Bach (1714 – 1788), die beiden Söhne von Johann Sebastian und Maria Barbara Bach (1684 – 1720), die ebenfalls Musiker geworden sind, stehen im Schatten ihres berühmten Vaters und konkurrieren zugleich miteinander. Angesichts der fortwährenden Streitigkeiten glaubt Johann Sebastian Bach, bei ihrer Erziehung versagt zu haben. Den preußischen König karikiert Dominique de Rivaz als schrulligen Neurotiker, der durch die brutale Erziehung seines Vaters Friedrich Wilhelm I. (1688 – 1740) schwer traumatisiert wurde und nach anfänglichen Animositäten in dem alten Bach einen väterlichen Freund findet (was frei erfunden ist). Diese Vater-Sohn-Thematik kontrastiert in "Mein Name ist Bach" mit der (ebenfalls fiktiven) Beziehung zwischen der aufmüpfigen Prinzessin Anna Amalie und ihrem despotischen Bruder.


Категория: фильмы о музыке | Добавил: mia
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